Enttäuschungen

Wie entstehen Enttäuschungen, und wie soll man diese verarbeiten? Kürzliche stellte ich einer Freundin (sie ist studierte Psychologin und führt eine therapeutische Praxis) diese beiden Fragen. Ohne nach dem Grund für mein Interesse zu fragen, machte sie ein paar interessante Bemerkungen, die an dieser Stelle gerne teile:

"Eine Enttäuschung entsteht dadurch, dass das, was passiert, nicht deinen Erwartungen entspricht. Auf der einen Seite sind da deine Wünsche und Bedürfnisse, auf der anderen die Wirklichkeit. Das Missverhältnis zwischen beiden macht den Grad der Enttäuschung aus. Bei dieser Definition zeigt sich, dass Enttäuschungen von der ursprünglichen Täuschung befreien.

Grundsätzlich gibt es drei Hauptursachen, die drei verschiedene Arten von Enttäuschung auslösen: Falsche Versprechen, unrealistische Hoffnungen und Selbsttäuschung.

Falsche Versprechungen entstehen durch die bewusste oder unbewusste Täuschung von anderen. Manchmal schätzen die vermeintlichen Freunde oder Kollegen auch eine Situation falsch ein: Es muss also kein böswilliger Betrug sein, der auf dich enttäuschend wirkt. Eine solche Enttäuschung ist unvorhersehbar, zudem hast du keinen Einfluss auf die Situation. Vor allem bei angeblich guten Freunden bist du tief enttäuscht und fühlst dich hintergangen.

Für unrealistische Erwartungen bist du selbst verantwortlich, auch wenn das hart klingt. Das kann eine Fehleinschätzung sein oder mit zu hohen Erwartungen an andere zusammenhängen. Einige Menschen weisen anderen die Schuld zu, obwohl ihre eigene Haltung die Enttäuschung verursacht hat.
Die Selbsttäuschung entsteht oft durch Ungeduld und ein falsches Selbstbild. Perfektionismus ist ein gutes Beispiel."

"Ich will nicht mehr enttäuscht werden – was kann ich tun?", lautete meine dritte Frage.

"Wenn es deine eigene Einstellung ist, die zur Enttäuschung führt, kannst du etwas dagegen tun. Die Erwartungen an die Zukunft lassen sich an die Wirklichkeit anpassen, um keinen Illusionen zu erliegen. Dadurch reduzierst du die Gefahr von Enttäuschungen.

Weniger Erwartungen haben, um Enttäuschungen zu vermeiden, ist ein simples Rezept. Aber du kannst deine Hoffnungen nicht ständig kontrollieren. Ausserdem sind Träume und Erwartungen grundsätzlich nichts Schlechtes. Immerhin bringen sie die Menschen dazu, aussergewöhnliche Dinge zu tun. Besser ist es, sich auf eventuelle Enttäuschungen vorzubereiten.

"Und wie kann ich selber vermeiden, andere zu enttäuschen?"

Ihre Antwort: "Wenn du einen Fehler machst und damit jemanden enttäuschst, ist es wichtig, das Problem zu klären. Entschuldige dich, sprich mit den Betroffenen. Nicht alle Menschen zeigen ihre Enttäuschung, darum brauchst du in manchen Fällen viel Empathie und Feingefühl. Leugnen ist keine gute Idee. Wenn du verantwortlich bist, solltest du es auch zugeben. Steh also zu deinen Handlungen und bleib ehrlich."

Die Kommunikation von Enttäuschung ist ein wichtiger Schritt, um Missverständnisse zu klären und Beziehungen zu stärken. Wenn du jemanden enttäuscht hast, ist es entscheidend, das Problem anzusprechen und eine ehrliche Entschuldigung anzubieten. Nicht jeder zeigt offen seine Enttäuschung, daher ist Empathie und Feingefühl erforderlich, um die Gefühle anderer zu erkennen und darauf einzugehen. Ehrlichkeit und das Eingestehen von Fehlern stärken nicht nur deinen Charakter, sondern geben auch den enttäuschten Personen ein Gefühl der Wertschätzung und des Verständnisses. Ein konstruktiver Umgang mit Enttäuschungen, der auf offener Kommunikation und Verständnis basiert, kann dazu beitragen, Beziehungen zu verbessern und Vertrauen wiederherzustellen.

Fazit für mich für die Zukunft: Ich werde vor falschen Versprechungen auf der Hut sein und mir stets bewusst sein, dass es zu persönlichen Enttäuschung kommen kann. Und ich werde den Glauben an das Gute in den Mitmenschen nicht verlieren….