Clara Ferris

Auf dem Adelbodner Dorfplatz steht seit gut einem Monat zu bestimmten Tageszeiten eine Staffelei, daneben eine junge Frau mit Brille und hochgebundenen, schwarzen Haaren.

Clara Ferrís zeichnet und verkauft vor dem Weltcup-Denkmal Bilder, Karikaturen sowie personalisierte Comics. Auf Wunsch fertigt sie Porträts und Henna-Tattoos von Passantinnen und Passanten gleich vor Ort an der frischen Luft an. Ihre Kundinnen und Kunden nehmen auf einem gepolsterten Korbstuhl Platz, während die Künstlerin auf einem Hocker arbeitete. Zu ihren «Models» gehören Touristen ebenso wie Einheimische.

Die Spanierin kam ins Frutigland, um hier Deutsch zu lernen. Zusammen mit ihrer Mutter lebt sie derzeit in Frutigen, wo sie beim Verein «HelpNet» einen Deutschkurs besucht. Arbeit gefunden hat sie im Lohnerdorf, im Hotel «Bären», wo Clara als Zimmermädchen arbeitet. Das war ihr nicht genug. So nahm sie ihre Staffelei und eine Schachtel voller Stifte mit und startet nach der Arbeit vor den «Fussabdrücken», auf dem Dorfplatz, ihren zweiten Job: Illustratorin.

Aufgewachsen in Granada

Clara Ferrís wuchs in der südspanischen Stadt Granada auf und studierte nach der obligatorischen Schulzeit vier Jahre Kunst. Zum Abschluss machte sie einen «Master in Illustration». Da sie in ihrer Heimatstadt keinen Job fand, machte sie sich auf, um Deutsch zu lernen und ihr Leben im Ausland zu finanzieren.

In der vergangenen Wintersaison begann sie während der «Weltcup-Woche» im Bären als Zimmermädchen zu arbeiten, was ihr sehr gefiel. Gleichzeitig machte die Spanierin erste Versuche als Skifahrerin. Da es ihr in Adelboden gefiel blieb sie auch für die Sommersaison, die im November enden wird. Ob sie in der anschliessenden Wintersaison bleibt, weiss sie noch nicht. Sicher ist, dass ihre Mutter, die in Frutigen putzt, nach einem dreimonatigen Aufenthalt nach Spanien zurückkehren wird.

Zwei Jobs zum Leben

Clara möchte mehr zeichnen und malen. Ihre Leidenschaft gehört der Kunst. Dass sie dafür Talent hat, belegen die Karikaturen und Bilder, die sie auf ihrer Staffelei aufgestellt hat. Von der Kunst leben, das wird sie noch eine Weile nicht können, dessen ist sie sich bewusst. Einem «Brotjob» wird sie auch in Zukunft nachgehen müssen und dabei neue Sprachen lernen. Wichtiger ist ihr im Moment die Suche nach einem Raum, in dem sie auch in den Herbst- und Wintermonaten Menschen porträtieren kann. (PS)

Bildlegende

Auf dem Dorfplatz in Adelboden porträtiert die Spanierin Clara Ferrís Touristen und Einheimische. Foto Peter Schibli